+49-170 - 40 63 63 1 hello@torsten-wille.com

MANCHE BÜCHER ENTHALTEN EINE HALBE IDEE.
GUTE HABEN EINE IDEE. DIESES BUCH HAT ZWEI:

SILICON VALLEY / CHRISTOPH KEESE

Warum Sie dieses Buch lesen sollten:

Silicon Valley ist mit Sicherheit das wichtigste Buch, das ich in den vergangenen Jahren gelesen habe. Der Autor Christoph Keese, Mitarbeiter beim Axel Springer-Verlag reist ins Silicon Valley, um Anschluss an die digitale Zukunft zu gewinnen. Das Buch berichtet zunächst im Stil einer Reportage über das, „was aus dem mächtigsten Tal der Welt auf uns zukommt“: Extremer Kult um Nähe („Wer nicht im Tal wohnt, findet nicht statt“), Elite Universitäten („Stanford – Ist das noch eine Universität, oder ein ein Start-Up Inkubator mit angeschlossenem Football-Team?“), disruptive Strategien (Geschäftsmodelle wie airbnb, uber oder pulse) und ein Überblick über die Auswirkungen von Netzwerk Monopolen wie iTunes, Amazon oder Facebook). Besondere Beachtung findet google, ein Axel-Springer „Frenemy“ (Mischung aus Freund und Feind) mit seiner Datensammelwut, seiner Eigenschaft, benachbarte Geschäftsfelder durch kostenlose Angebote zu erobern und seine Pläne zum Upload von menschlichem Geist in „die Cloud“.

Welche beiden Gedankengänge machen das Buch lesenswert?

1. Ohne Menschen geht es manchmal doch nicht, trotz ausgeklügelter Algorithmen. Kennen Sie die Seite www.buzzfeed.com? Buzzfeed aggregiert Stories aus dem Internet, die hohe Reichweiten in sozialen Netzwerken erreichen. Erste Erfolge feierte das US-Unternehmen mit Katzenvideos und herzzerreißenden Geschichten („Die Ärzte sagen, das Kind wird nie wieder aufwachen. Dann machte seine verzweifelte Mutter DAS.“). Ursprünglich sollten die Geschichten ausschließlich von Algorithmen auf Basis von „Like“, „Share“ und Klicks aufgespürt werden, ganz ohne Journalisten, ganz ohne Redaktion. Das Experiment scheiterte. Gegen den erbitterten der Investoren setzten sich die Gründer durch und installierten ein Redaktion mit Erfolg: Erst das menschliche Gespür für Gefühl und Drama ermöglichte es dem Unternehmen ohne direkte Werbung einen Umsatz von 100 Mio. Dollar zu erzielen.

2. Im Deutschland des beginnenden 21. Jahrhundert  zu leben, ist ein wenig, wie im Lissabon des 19. Jahrhundert groß zu werden: Angenehm zwar, aber abgehängt von den Umwälzungen einer sich verändernden Welt. Portugal hat die Industrialisierung verschlafen, Deutschland die digitale Revolution. Schule, wie wir sie kennen, muss überdacht werden. Während sich die Gelehrten darüber streiten, ob Latein oder Alt-Griechisch zur einer umfassenden Bildung gehören, sollte die Fragestellung eher lauten: C++ oder PHP? Schon im nächsten Jahrzehnt wird ein junger Mensch, der keine Programmiersprache „spricht“ von globalen Wertschöpfungsketten genau so abgehängt sein, wie ein junger Mensch heute, der kein Englisch spricht. „Code is Poetry“ sollte nicht nur der Schlachtruf im Silicon Valley sein. Er sollte auch endlich Deutschlands Bildungspolitiker erreichen.

Lesen oder hören?

Beides. Die Audio-Fassung ist zwar gekürzt, aber nicht um wesentliche Teile. Aufgrund der informativen Dichte des Buches empfehle ich aber letztendlich die gedruckte Form. 

Wo kaufen?

Zur Zeit in jeder Buchhandlung, die ich besucht habe, vorrätig. Ihr Buchhändler vor Ort hilft ihnen sicher gerne weiter.